Wahlen in der Türkei: die verbotene Erdoğan-Biografie
Wer ist der Mann, der seit zwei Jahrzehnten an der Spitze der Türkei steht? Und warum soll das türkische Volk seine Biographie nicht lesen?
„Starker Erdoğan, starke Türkei“ – anfangs repräsentierte Recep Tayyip Erdoğan Wohlstand und Aufschwung für sein Land. Doch das ist lange her. Berauscht von Macht hat der Staatschef die Türkei immer weiter in eine Autokratie geführt – Schritt für Schritt die Gewaltenteilung ausgehebelt, Bürgerrechte missachtet und die Pressefreiheit eingeschränkt. Nach dem gescheiterten Putschversuch 2016 brandmarkte Reporter ohne Grenzen Erdoğan als einen „Feind der Pressefreiheit“. Er war eine von 35 Personen und Organisationen, die den Titel erhielten. „Die Türkei gehört zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten weltweit“, hieß es in der Begründung. „Kritische Journalisten stehen unter Generalverdacht. Die wenigen noch verbliebenen unabhängigen Medien arbeiten in ständiger Angst.“
Einer dieser Journalisten ist Can Dündar. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet wurde 2015 der Spionage angeklagt und festgenommen. Dündar hatte in der Cumhuriyet über Munition berichtet, die der türkische Geheimdienst an islamistische Milizen in Syrien geliefert haben soll – unter der Überschrift: „İşte Erdoğan'ın yok dediği silahlar“ / „Hier sind die Waffen, die Erdoğan leugnet“. Erdoğan persönlich stellte Strafanzeige gegen Dündar und forderte lebenslange Haft. Der Journalist konnte aus der Türkei fliehen. In Abwesenheit wurde Dündar zu 18 Jahren und 9 Monaten Haft wegen Spionage und zu weiteren 8 Jahren und 9 Monaten wegen Terrorunterstützung verurteilt. Sein Name steht heute auf einer Terrorliste der türkischen Regierung.
Seit 2016 lebt und arbeitet Dündar in Deutschland. Gemeinsam mit CORRECTIV baute er als Chefredakteur das Webradio ÖZGÜRÜZ auf („Wir sind frei“). Kurz nachdem die Seite online gegangen war, konnte sie in der Türkei nicht mehr abgerufen werden. Die türkische Informationsbehörde BTK hatte ÖZGÜRÜZ als gefährliche Website eingestuft.
2021 veröffentlichte Dündar im CORRECTIV.Verlag eine Erdoğan-Biographie. Die Graphic Novel erzählt eindrücklich, wie der türkische Präsident den Berg der Macht bestieg. In nüchternen schwarz-weiß Zeichnungen werden die Entwicklungen in der heutigen Türkei erklärt, die Herausforderungen der türkischen Gesellschaft und die Schwierigkeiten im Umgang mit einem autoritären Machthaber nachvollziehbar. Das Buch wurde in Brüssel mit dem Atomium Prize for Comic Reporting ausgezeichnet. Ebenso wie die von ÖZGÜRÜZ wird auch seine Verbreitung in der Türkei verhindert. Rund hundert Bücher stecken derzeit beim türkischen Zoll fest. Wir verschicken nichts mehr in die Türkei. Jede Lieferung wird abgefangen.
Jetzt entscheidet sich, ob Recep Tayyip Erdoğan die Türkei für eine weitere Amtszeit als Präsident regieren wird. Wichtigen Einfluss darauf haben auch die 1,5 Millionen wahlberechtigten Türkinnen und Türken in Deutschland.
An Dündars Schicksal zeigt die frontal-Dokumentation, wie die Türkei und ihr Präsident Erdoğan internationale Krisen ausnutzt, um Kritiker mundtot zu machen:
„Starker Erdoğan, starke Türkei“ – anfangs repräsentierte Recep Tayyip Erdoğan Wohlstand und Aufschwung für sein Land. Doch das ist lange her. Berauscht von Macht hat der Staatschef die Türkei immer weiter in eine Autokratie geführt – Schritt für Schritt die Gewaltenteilung ausgehebelt, Bürgerrechte missachtet und die Pressefreiheit eingeschränkt. Nach dem gescheiterten Putschversuch 2016 brandmarkte Reporter ohne Grenzen Erdoğan als einen „Feind der Pressefreiheit“. Er war eine von 35 Personen und Organisationen, die den Titel erhielten. „Die Türkei gehört zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten weltweit“, hieß es in der Begründung. „Kritische Journalisten stehen unter Generalverdacht. Die wenigen noch verbliebenen unabhängigen Medien arbeiten in ständiger Angst.“
Einer dieser Journalisten ist Can Dündar. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet wurde 2015 der Spionage angeklagt und festgenommen. Dündar hatte in der Cumhuriyet über Munition berichtet, die der türkische Geheimdienst an islamistische Milizen in Syrien geliefert haben soll – unter der Überschrift: „İşte Erdoğan'ın yok dediği silahlar“ / „Hier sind die Waffen, die Erdoğan leugnet“. Erdoğan persönlich stellte Strafanzeige gegen Dündar und forderte lebenslange Haft. Der Journalist konnte aus der Türkei fliehen. In Abwesenheit wurde Dündar zu 18 Jahren und 9 Monaten Haft wegen Spionage und zu weiteren 8 Jahren und 9 Monaten wegen Terrorunterstützung verurteilt. Sein Name steht heute auf einer Terrorliste der türkischen Regierung.
Seit 2016 lebt und arbeitet Dündar in Deutschland. Gemeinsam mit CORRECTIV baute er als Chefredakteur das Webradio ÖZGÜRÜZ auf („Wir sind frei“). Kurz nachdem die Seite online gegangen war, konnte sie in der Türkei nicht mehr abgerufen werden. Die türkische Informationsbehörde BTK hatte ÖZGÜRÜZ als gefährliche Website eingestuft.
2021 veröffentlichte Dündar im CORRECTIV.Verlag eine Erdoğan-Biographie. Die Graphic Novel erzählt eindrücklich, wie der türkische Präsident den Berg der Macht bestieg. In nüchternen schwarz-weiß Zeichnungen werden die Entwicklungen in der heutigen Türkei erklärt, die Herausforderungen der türkischen Gesellschaft und die Schwierigkeiten im Umgang mit einem autoritären Machthaber nachvollziehbar. Das Buch wurde in Brüssel mit dem Atomium Prize for Comic Reporting ausgezeichnet. Ebenso wie die von ÖZGÜRÜZ wird auch seine Verbreitung in der Türkei verhindert. Rund hundert Bücher stecken derzeit beim türkischen Zoll fest. Wir verschicken nichts mehr in die Türkei. Jede Lieferung wird abgefangen.
Jetzt entscheidet sich, ob Recep Tayyip Erdoğan die Türkei für eine weitere Amtszeit als Präsident regieren wird. Wichtigen Einfluss darauf haben auch die 1,5 Millionen wahlberechtigten Türkinnen und Türken in Deutschland.
An Dündars Schicksal zeigt die frontal-Dokumentation, wie die Türkei und ihr Präsident Erdoğan internationale Krisen ausnutzt, um Kritiker mundtot zu machen: