Sylvia Wagner
Sylvia Wagner hat mit ihren Recherchen zu Arzneimittelversuchen an Heimkindern viel Aufmerksamkeit erregt. Ohne ihre Nachforschungen wäre vermutlich bis heute nicht bekannt, dass es solche Versuche gab. Wagner wurde Mitte der 60er-Jahre in Essen geboren und verbrachte selbst ihre ersten Lebensjahre in einem Säuglingsheim und einem Kinderheim.Mit diesem Hintergrund war es nicht selbstverständlich, dass sie aufs Gymnasium ging und Abitur machte. Doch sie hatte sich geweigert, eine andere Schule zu besuchen. Als junge Frau studierte sie Pharmazie und arbeitete anschließend in verschiedenen Apotheken. Als sie vor etwa zehn Jahren anfing, sich näher mit ihrer eigenen Biografie zu befassen, stieß sie auch auf das Thema der Arzneimittel in den Erziehungseinrichtungen.
2019 promovierte sie zu dieser Problematik. Als Pharmaziehistorikerin forscht sie heute weiter dazu. In dem autobiografischen Roman „heimgesperrt“ hat sie ihre eigene Geschichte mit ihren wissenschaftlichen Ergebnissen verwoben.
Tipp
Heimgesperrt
20,00 €*
Hannah ist eine selbstbewusste Frau. Doch ihre
Vergangenheit umgibt sie wie ein Nebel. Sie ist im Heim
aufgewachsen. Erinnerungen an diese Zeit sind seltsam
verwaschen, bis sie eines Tages andere ehemalige
Heimkinder trifft. Sie erzählen von sexualisierter Gewalt,
von Menschenversuchen, von Spritzen und Tabletten. War
auch sie ein Opfer? Hannah stößt vor in die Geheimarchive
der Pharmaindustrie und macht sich auf eine Suche, die weit
über ihr eigenes Schicksal hinausgeht.
Die Autorin Sylvia Wagner wuchs selbst in einem Heim
auf. Mit ihren Recherchen zwang sie Politik, Behörden und
Einrichtungen, nach Jahrzehnten der Ignoranz endlich den
Medikamentenmissbrauch in deutschen Kinderheimen
aufzuarbeiten. In dem Roman heimgesperrt erzählt sie ihre
Geschichte und die vieler anderer Heimkinder.„Bis Anfang der 1970er Jahre wurden
in Deutschland Medikamententests,
unter anderem Impfstoffe und
Psychopharmaka, an Heimkindern
durchgeführt. Die Kinder und ihre
Eltern wurden darüber nicht
informiert. Behörden und Pharmaindustrie
waren ebenso involviert wie
ehemalige KZ-Ärzte [...].
Aufgedeckt hat den Skandal die
Pharmazeutin Sylvia Wagner.“
Valerie Höhne - tazIn dem Roman von Sylvia Wagner lassen einem die Schilderungen von drakonischen Strafen für vermeintliche Vergehen wie Nichtaufessen, Bettnässen oder Sprechen beim Mittagessen das Blut in den Adern gefrieren. [...] Dennoch ist heimgesperrt keine deprimierende Lektüre. Dies ist dem erzählerischen Talent der Autorin geschuldet, aber auch dem großen Respekt, den man für ihre Resilienz und ihren kämpferischen Lebensmut beim Lesen empfindet.
Sylvia Wagner ist es zu verdanken, dass ein schlimmes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte nicht weiter unter den Teppich gekehrt wird – und dass die Romanlandschaft um einen guten, bewegenden Titel reicher ist. Monika Grosche - literaturkritik.deLiebevoll unterstützt und klug begleitet von Lebensgefährte Hannes wagt Hannah die Konfrontation mit der dunklen Vergangenheit. Sie nimmt die Leserinnen und Leser mit zu ihren Recherchen in Archiven und lässt sie im Buch an ihren Gesprächen, Gedanken und wissenschaftlichen Analysen teilhaben. Das Buch lebt von gut geschriebenen Dialogen, die die Handlung voranbringen.Karin Henke-Wendt - SpektrumLeseprobe herunterladen