Correctiv_Kapiteltrenner_3-4

Darum schützen Faktenchecks die Pressefreiheit

Darum schützen Faktenchecks die Pressefreiheit – aus „Das einzig wahre Faktencheckbuch“ 
Auszug aus dem Artikel

Seit der Corona-Pandemie haben Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten zugenommen. Die Berichterstattung auf Demonstrationen wird häufig zum Spießrutenlauf, begleitet von Lügenpresse-Chören und Buh-Rufen. Wieso Faktenchecks die Pressefreiheit schützen, erklärt dieses Essay. Es basiert auf Passagen aus „Das einzig wahre Faktencheckbuch“.

Unsere Demokratie wird angegriffen – das muss so deutlich gesagt werden. Ob es Lobbyverbände fossiler Industrien sind, die den Zweifel am Klimawandel nähren, politische Akteure, die über Desinformationen ihre Weltsicht verbreiten und den Gegner diskreditieren, oder einfach nur staatsverdrossene Unruhestifter – mit ihren teils über Jahre und Jahrzehnte geplanten Kampagnen polarisieren sie und spalten Gemeinschaften, entreißen uns die Faktengrundlage und die gemeinsame Sprache. Ihr Informationskrieg ist ein Angriff auf das Wesen der Demokratie. Denn ohne Sprache kein Dialog. Und ohne Dialog keine gemeinsamen Lösungen. Deswegen war die Pressefreiheit selten so wichtig wie jetzt. Nicht umsonst werden Journalistinnen und Redaktionen als „vierte Gewalt“ in unserer Gesellschaft gesehen – neben der gesetzgebenden, der vollziehenden und der Recht sprechenden. Journalismus hat eine Kontrollfunktion inne. Kritisch und unabhängig soll er für Transparenz sorgen und Missstände in der Gesellschaft und den Institutionen aufdecken, damit Bürgerinnen und Bürger mündig in einer Demokratie leben können. Journalismus liefert Fakten, auf deren Basis der gesellschaftliche Dialog geführt wird. 
Damit der Journalismus seiner Aufgabe nachkommen kann, garantiert und schützt Artikel 5 des Grundgesetzes die Meinungs- und Pressefreiheit, schränkt sie aber auch ein. Grundsätzlich gilt immer: Journalisten sind auf Sorgfalt verpflichtet, die Wahrheit, die Gesetze und den Anstand. 

Doch die Medienlandschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert. Diese Standards gelten nicht für alle, die im Netz veröffentlichen. „Immer mehr pseudojournalistische Formate wurden in den letzten Jahren aufgebaut, die es für Außenstehende, die sich mit Journalismus nicht so gut auskennen, extrem schwierig machen, Seriöses vom Unseriösen zu unterscheiden“, sagt die Leiterin von CORRECTIV.Faktencheck Alice Echtermann. „Oft haben sie eine Webseite, die wie ein klassisches Nachrichtenportal anmutet und teilweise auch nachrichtliche Artikel hat, aber eben nicht die strikte Trennung zwischen Meinung und Bericht verfolgt, sodass zwischen den Zeilen ständig Ideologie mit einfließt. Manchmal verbreiten sie falsche oder irreführende Informationen – nicht ausschließlich, aber immer wieder. Das macht es für Außenstehende so schwierig, sie einzuordnen.“

Echtermann weiß, dass Faktencheckerinnen und Faktenchecker immer nur Symptome bekämpfen können. Sie können mit ihren transparenteren Recherchen in den Gleichklang der Filterblasen vordringen und den einen oder die andere überzeugen, nicht den Verschwörungsfantasien im Netz zu folgen. Sie können darum kämpfen, dass das Misstrauen gegen Institutionen wie Politik oder Presse nicht weiter wächst. Schließlich nehmen sie mit jeder Falschnachricht, die die Faktenchecker enttarnen, einen Grund, der Presse Lügen vorzuwerfen. Echtermann weiß aber auch: „Die Ursachen für Fake News muss die Gesellschaft als Ganzes angehen.“

Hier den ganzen Artikel lesen

Das einzig wahre Faktencheckbuch